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April 2010

Langnau vom 6. - 20. April 2010

Der lang erwartete Frühling ist endlich da. Das Leben in der Natur erwacht nach dem langen Winterschlaf - und zwar schon seit tausenden von Jahren immer gleich. Die Kraft der Natur ist unveränderbar. Die höhere Gewalt der Natur hat uns kürzlich gezeigt, wie machtlos wir Menschen sind. Ein Vulkanausbruch hat den ganzen Flugverkehr in Europa über Tage lahm gelegt.

Und ich Pierangelo Ramponi, geb. 18. Juli 1968, befinde mich wieder einmal im Spital. Zu Hause habe ich das ein und aus der vielen Leute (Spitex, Betreuer/innen, verschiedene Therapien, Familie, Angehörige und Freunde) nicht mehr ertragen. Ich brauche viel Ruhe. Ich ertrage Lärm und Unruhe kaum mehr. Es gab Missverständnisse, die mich sehr verunsichert haben. Ich möchte mich, ohne jemanden zu verletzen, ein bisschen zurück ziehen. Das Ganze ist mir über den Kopf gewachsen. Mir fehlt oft die Energie, alltägliche und normale Diskussionen zu führen. Ich muss versuchen, diese zukünftig auf ein Minimum zu reduzieren, damit ich meine verbleibende Kraft vor allem für meine Familie aufwenden kann.

Auf meinem Lebensweg habe ich Leute kennen gelernt, die an Krebs verstorben sind. Oh, wenn ich die Macht hätte, zu entscheiden, ALS oder Krebs! Ich würde mich für Krebs entscheiden. Da könnte ich wenigstens meine Liebsten noch in die Arme nehmen. Ich könnte noch gehen, ich könnte mich kratzen wenn es mich beisst oder nach dem Weinen die Tränen abwischen. Oh, warum muss ALS so schlimm sein?
Ich habe meinen Nachbarn Antonio gut in Erinnerung. Auch er musste viel Leiden, aber er konnte doch wenigstens seine Frau umarmen. Auch Zio Fiore, der an Krebs erkrankte, war nicht so auf fremde Hilfe angewiesen wie ich.
Seit gut 10 Tagen trinke ich nicht mehr. Das Schlucken von Flüssigkeit bereitet mir Probleme. Die Flüssigkeit wird mir nur noch durch die Magensonde verabreicht. Nach allem was ich hier aufgezählt habe, sollte ich ruhig, nie aggressiv und geduldig sein?
Wie soll das möglich sein?
Lieber Gott hilf mir! Wie soll ich dies aushalten?

Nachts, wenn ich erwache und nicht mehr schlafen kann, bete ich zu Gott, er solle mir Kraft geben für diese schwierige und vielleicht letzte Aufgabe. Ich werde versuchen, für Assunta, Fabio und Valeria etwas Ruhe zu finden. Ich weiss, dass ihr mich noch braucht.

Ich will eine kleine aber noble Liebesgeschichte erzählen. Es geht um die Grosseltern von meinem besten Freund Michele, welche in einem kleinen Dorf in Südidalien in Apulien lebten und ihr ganzes, gemeinsames Leben dort verbrachten. Ein Leben voll Arbeit, Bescheidenheit und Liebe. Ich hatte das Glück, Micheles Grossmutter kennen zu lernen. Sie kam als Witwe in die Schweiz zu ihrer Tochter, Micheles Mutter. Die Grossmutter hat ihren Mann gepflegt. Alzheimer ist eine heimtückische Krankheit. Sie raubt dir deine Erinnerungen, dein Leben und alles was du warst. Der Grossvater erwachte oft in der Nacht und wollte spazieren gehen. Mit viel Geduld und Liebe kleidete sie ihren Mann und ging ohne lang zu fragen warum, in die dunkle Nacht eines süditalienischen Dorfes spazieren.
Dies ist für mich echte Liebe.
So wie auch deine Liebe zu mir Assunta, echt ist. Du beweist es mir jeden Tag.