Persönlich / personale ALS / SLA Aktuelles / Attualità Bundartikel vom 21.11.09 Meine Betreuer/innen / i miei assistenti Tagebuch Kreuzfahrt Video Bilder / immagini Il mio credere e il senso della vita Nachdenkliches / pensieri Gästebuch (geschlossen) / archivio (chiuso) Links / siti Kontakt / contatto Impressum
Startseite Aktuelles / Attualità 2010 Februar 2010

Aktuelles / Attualità


2009 2010 2011

Januar 2010 gennaio 2010 Februar 2010 febbraio 2010 März 2010 marzo 2010 April 2010 aprile 2010 Mai 2010 maggio 2010 Juni 2010 giugno 2010 August 2010 agosto 2010 Oktober 2010 ottobre 2010 November 2010 novembre 2010



Februar 2010

14. Februar 2010

Der folgende Text habe ich im Januar im Spital Langnau verfasst

Der Januar war kein schöner Monat, nicht für mich und nicht für meine Lieben. Ich stolpere immer wieder über meine Gefühle und verletze dabei meine Liebsten. Ich ertappe mich immer wieder, die gleichen Fehler zu machen. Ich verbringe so viel kostbare Zeit mit banalen und unnötigen Streitereien.
Als ich mich gesund und stark fühlte, hatte ich das Glück gute Freunde zu pflegen. Jetzt als kranker und sehr schwacher Piero, habe ich weiterhin das Glück, sehr gute Freunde um mich herum zu haben. Assunta und die Kinder machen das Möglichste möglich; meine Eltern und Schwiegereltern ebenso. Aber ich stolpere trotzdem immer wieder. Zu Hause bin ich unerträglich geworden und vielleicht auch mit meinen Freunden.

Dank raschem Reagieren meiner Freunde, ist es nicht eskaliert zu Hause. Jetzt muss ich dafür "büssen" und liege für eine noch unbestimmte Zeit im Spital Langnau. Ich hasse Spitäler! Der Geruch ist immer der gleiche. Ein Mix aus Desinfektionsmitteln, Medikamenten und vielen kranken Leuten. Das Pflegepersonal ist sehr lieb. Sie kennen mich, da ich bereits zum dritten Mal im Spital Langnau liege.

Ich versuche mein Heimweh so gut wie möglich zu ertragen. Aber ich vermisse mein zu Hause so sehr, die Geräusche, die Gerüche, mein Bett, meine Assunta, mein Fabio und meine Valeria. Es ist nicht schön, im Spitalbett zu liegen. So wie du Assunta meine Beine richtest und mich mit viel Liebe zudeckst, kann ich hier nicht erwarten. Du fehlst mir so sehr!

Ich teile das Zimmer mit einem 56-jährigen Herrn. Er hat Krebs. Er erhält Bluttransfusionen und natürlich viele Schmerzmittel. Seine trotz allem nette, fröhliche Art und Hilfsbereitschaft, hat den Spitalaufenthalt etwas aufgelockert. Wir haben uns gegenseitig unser Leben erzählt und uns Mut zugesprochen.

Und draussen schneit es.

Warum müssen wir wegen meiner Dickköpfigkeit immer wieder leiden? Warum müssen wir auf diese Art und Weise leiden?

Lieber Fabio und liebe Valeria, schon oft habt ihr mir vorgeworfen, dass ich wenig über euch auf meiner Homepage geschrieben habe. Aber wie schwer ist es für einen Vater, das Leiden seiner Kinder der Öffentlichkeit darzulegen! Ich möchte euch dieses zusätzliche Leiden ersparen. Diesen Schmerz fühle ich jedes Mal, wenn ich meine Seele offenbare.

Fabio, Valeria, ich werde mit meinem Schreiben nicht zu tief in eure Privatsphäre eindringen.

Deine Geburt Fabio und kurz darauf diejenige deiner Schwester Valeria hat unser junges Leben riesig bereichert. Wir waren so jung und unerfahren. Es war wirklich alles rosarot und himmelblau. Wir sind aber in diese Aufgabe gewachsen. Eure Mutter hat das Beste gegeben und das Resultat ist heute sichtbar. Ihr seid beide zu selbständigen, zuverlässigen und liebevollen Menschen herangewachsen.
Es schmerzt so sehr in meinem Herzen, euch beide so fest leiden zu sehen. Ach, wie fühle ich mich leer und ausgebrannt. Ich bin mir bewusst, euch die schönsten und unbeschwerlichen Jahre eurer Jugend geraubt zu haben. Und das tut mir schrecklich leid. Wie fest liebe ich euch. Ich hoffe, diese Leid macht euch stark. Stark, damit ihr in eurem jungen Leben in Zukunft gut zurecht kommt. Stark, weil ich euch so sehr liebe. Stark, weil ich euch auf eurem Lebensweg immer begleiten werde. Stark, weil ich das Leben so sehr geliebt habe. Stark, weil ihr sehen könnt, das das Leben immer lebenswert sein kann.
Ich kann nur noch meinen Kopf bewegen und ich würde trotz allem vieles dafür geben, um bei euch bleiben zu können. Leider wird es nicht so sein! Meine Hoffnung ist, all diesem einen Sinn zu geben. Ich hoffe, dass ihr durch mein Leiden gestärkt durchs Leben gehen könnt.

Am 2. Februar ist Assuntas Geburtstag! NICHT NUR! Ich erinnere mich an unseren ersten leidenschaftlichen Kuss genau vor 25 Jahren an deinem 17. Geburtstag. Seit dem hat uns nichts mehr trennen können, das möchte ich der ganzen Welt schreien, 25 Jahre die wir zusammen geteilt haben. Das ist das erste Mal, wo wir nicht zusammen sind. Das erste Mal, dass ich dich nicht umarmen und küssen kann. Das erste Mal, dass ich dir kein Geschenk machen kann. Es ist mir gelungen, dir einen Blumenstrauss nach Hause schicken zu lassen.
Ich fühle mich so alleine im Spital.

Trotz der Hektik, die im Spitalgang herrscht, hoffe ich, möglichst viel Ruhe und die nötige Kraft und Geduld wieder zu erlangen.
Die Geduld!
Welche grosse Gabe.
Ich habe Angst zu Hause nach kurzer Zeit wieder zu stolpern und die Gefühle meiner Liebsten wegen meiner Ungeduld wieder zu verletzen. Ich hoffe, dass meine Familie und Freunde, allfällige Hilferufe frühzeitig erkennen und entsprechen reagieren werden. Ich versuche mein Bestes zu geben. Fabio, Valeria und Assunta, ich liebe euch von ganzen Herzen.

Seit Freitag bin ich endlich wieder in meinen gewohnten vier Wänden, die ich so vermisst habe.