März 2010
14. März 2010
Als erstes möchte ich mich bei den beiden ALS-Betroffenen herzlich bedanken für die diversen Einträge im Gästebuch und für die E-Mails.
Die vergangenen Wochen waren wieder gekennzeichnet von Höhen und Tiefs. Auch habe ich viel studiert.
Während der letzten Stunde, voller Schmerz am Kreuz, schrie Jesus:
Eli Eli lama asabtani.
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Oftmals, in meinem Zimmer, welches ich kaum mehr verlasse, habe ich auch das Bedürfnis zu schreien. Die gleichen Worte zu schreien. Aber ich spüre auch, dass ich endlich beginnen muss, meinem noch kurzen Leben einen anderen Sinn zu geben.
Ich fühle, dass der Glaube und die Hoffnung in meinem Herz wieder Platz gefunden haben und ich bedanke mich bei allen, die mich in ihre Gebete einbeziehen. Ich hoffe, euch nicht enttäuscht zu haben.
Ich werde jedoch kritisch gegenüber der Kirche bleiben. Wenn Gott wirklich existiert, wird er mir, wenn der Moment gekommen ist, viele Fragen beantworten müssen.
Meinem Schwager Gianni ist es gelungen mich zu überzeugen, dass ich diesen Kampf des "Warum" aufgeben muss und mich dem Glauben und der Hoffnung widmen muss.
Der eine oder andere denkt sicher: endlich.
Ich werde versuchen, nicht mehr nach dem "Warum" zu fragen. Ich habe begriffen, dass mich diese Frage quält und innerlich zerstört. Ich habe mich viel zu lange gefragt "Warum". Darauf werde ich keine Antwort finden. Nur mit Hilfe des Glaubens und der Hoffnung kann ich dieser Qual eine Ende setzen.
Ich habe Fabio, Valeria, Assunta, meine Eltern und meine Schwiegereltern sehr enttäuscht. Vor allem die Geduld von Liliana und Vincenzo, zu sehen wie schlecht ich Assunta in letzter Zeit behandelt habe, ist bewundernswert. Ich weiss nicht ob meine Eltern diese Geduld auch aufbringen könnten. Ich kann es nur hoffen.
Was kann ich euch noch dazu sagen?
Die wöchentlichen Besuche von Christine Schmid, Pfarrerin, tun mir gut. Wir diskutieren viel über Jesus, Gott, die Bibel, die Welt und den Tod. Ich bin dabei, Schritt für Schritt meine Beerdigung zu organisieren. Vielleicht scheint dies dem einen oder anderen makaber. Ich werde nichts dem Zufall überlassen, die Texte, die Musik und die Bilder. Ich habe für meine Beerdigung ein Thema ausgewählt.
Aber jetzt will ich noch leben.